Nachdem wir in zwei Tagen von Ulm nach Kressbronn bis fast an den Bodensee geradelt sind, sollte nun endlich der Bodensee-Königssee-Radweg befahren werden. Zunächst mussten wir aber natürlich von Kressbronn nach Lindau zum “offiziellen“ Startpunkt fahren. Der Himmel über dem Bodensee war an diesem morgen noch grau bedeckt. Das gab dem See etwas eher düsteres als schönes. Natürlich wissen wir aber, dass der Bodensee wirklich schön ist, schließlich wollten wir ihn ursprünglich umfahren. Jetzt fuhren wir aber nur die Uferstrasse entlang und fuhren auch an Lindau einfach vorbei. Noch nicht einmal einen Abstecher nach Lindau-Insel gönnten wir uns. Das mussten wir auch vor dem Hintergrund, dass wir die ganze Tour durch den verkürzten ersten Tag anders planen mussten. Dazu hatten wir gesehen, dass auf dem vor uns liegenden Bodensee-Königssee-Radweg die Unterkünfte rar wurden. Das hatten wir so noch nicht erlebt.
Der Bodensee am Morgen
Eigentlich mochten wir es uns über den Tag treiben zu lassen, um dann gegen mittag zu überlegen wie weit wir fahren wollen und entsprechend Unterkünfte zu buchen. Nun aber musste es vorwärts gehen. Wir fuhren also auch nicht zum offiziellen Startpunkt des Bodensee-Königssee-Radweges auf die Insel. Dabei ist das bestimmt ein schöner Startpunkt. Jedenfalls sieht es auf der offiziellen Seite des Bodensee-Königssee-Radwegs so aus. Wir fuhren also an allem vorbei, blieben aber noch einige Zeit am Bodensee bzw. auf dem Bodensee Radweg. Leider ist bis wir diesen verließen die Beschilderung eher verwirrend.
Irgendwann hinter Lindau bogen wir dann aber tatsächlich ab. Schon nach ungefähr 5 Kilometern begannen die ersten Steigungen. Nach weiteren 15 Kilometern kurz hinter Hergatz wurde es richtig fies. Wo es hoch geht, geht es natürlich auch wieder hinunter. Wie schön, bis man wieder und wieder und wieder hinauf muss. Das zog sich durch den ganzen Tag. Der Weg führte uns viel auf kleinen Nebenstraßen, selten auf Fahrradwegen entlang einer Straße und manchmal auch auf ruhigen Feldwegen.
Irgendwo hinter Maria-Thann
Besonders schön war es, wenn wir an Kuhweiden vorbei kamen. Die Allgäuer Kühe trugen dicke Glocken un den Hals und es bimmelte wie in der schönsten Werbung. Wir durchqueren kleine Orte wie Röthenbach im Allgäu (wo wir auch Mittagspause machten), Stiefenhofen oder Oberstaufen, die wahrscheinlich niemand kennt, die aber allesamt ganz hübsch waren. Wir fuhren ein Stück am Großen Alpsee entlang, der auch sehenswert und sehr idyllisch ist. Nach rund 83 Kilometern erreichten wir schließlich Immenstadt, wo wir im Hotel Krone übernachteten.
In zwei Tagen auf dem Donau-Bodensee-Radweg von Ulm nach Kressbronn am Bodensee
Planung/Vorher:
Für die Planung der Sommertour 2022 hatten wir ungewöhnlich lange gebraucht. Es sollte eine schöne, anspruchsvolle Tour werden. Gerne mit Bergen bzw. Höhenmetern, mit toller Landschaft und interessanten Ortschaften für Pausen und Übernachtungen. Nachdem ich (Daniela) mich einer erneuten Alpenüberquerung verweigert hatte, mussten andere Ideen her. Wir entschieden uns schließlich für den Bodensee-Königssee-Radweg. Da wir aber geplante zehn Tage unterwegs sein wollten, ist der allein zu kurz. So musste noch etwas für weitere zwei bis drei Tage gefunden werden. Nach Sichtung von gefühlt 1000 weiteren Touren entschieden wir uns letztendlich für den Donau-Bodensee-Radweg.
.Die etwa 160 Kilometer wollten in zwei Tagen fahren. so der Plan. Erschwerend dazu kam noch die Planung der An- und Abreise. Obwohl um Ostern herum fertig mit der groben Planung war es nicht möglich zu annähernd akzeptablen Zeiten eine Bahnverbindung von Hamburg irgendwo nach Bayern oder Baden-Württemberg mit Fahrradmitnahme zu buchen. Eine absolute Katastrophe. So entschieden wir uns schweren Herzens die Räder mit dem Auto nach Ulm zu transponieren und am Ende der Tour mit Regionalbahnen wieder zum Auto zurück zu fahren.
Anreise und ein holpriger Start in Ulm
Nach der langen Autofahrt am 07.07.2022 ( gleich nach Feierabend) übernachteten wir in Langenau, ca. 18km vor Ulm. Morgens wollten wir eigentlich direkt nach Ulm, das Auto abstellen und endlich starten. Noch vor dem Frühstück stellte Matthias fest, dass er zwar seine Handyhalterung am Fahrrad hat, das entsprechende Gegenstück – die Handyhülle – aber zu Hause gelassen hat. Da er mit Komoot auf dem Handy navigiert leider ein no go. Also den nächsten Fahrradladen mit der frühesten Öffnungszeit aus dem Internet gesucht und einen Abstecher nach Günzburg gemacht. Die dortige Lucky Bike- Filiale stellte sich als Glücksgriff heraus: nette Beratung und sogar Hilfe und Werkzeug zum installieren der neuen Halterung waren dort selbstverständlich.
Erst gegen 10:30 Uhr konnten wir dann endlich unser Auto in Ulm abstellen.
Start in Ulm, P&R an der Donauhalle
Vom Parkplatz fuhren wir an die Donau. Einige Zeit folgten wir dem Donau Radweg, dann bog Donau-Bodensee-Radweg von diesem ab. Es ging durch viel grün, durch Felder und am Wald entlang. Nach knapp 30 Kilometern erreichten wir den Ort Laupheim. Dadurch, dass wir sehr spät gestartet sind war es schon früher Nachmittag und wir beschlossen dort unsere Mittagspause zu machen. Zu etwas großem hatten wir wenig Lust. So holten wir uns nur eine Kleinigkeit aus einer Dönerbude und setzten uns auf eine Bank. Es saß sich hier sehr schön.
Zentrum von Laupheim
Es wurde immer später und wir waren nicht sicher, ob wir Lust hatten noch bis irgendwann spät abends zu fahren. Zudem sollten hinter Biberach, also jenseits der 60 Kilometer noch kräftige Steigungen kommen. Auch die Verfügbarkeit von freien Zimmern in den kleinen Orten ließ zu wünschen übrig. So entschieden wir nach weiteren 22 Kilometern in Biberach zu übernachten und am nächsten Tag den Donau-Bodensee-Radweg „richtig“ zu starten. Nach dem einchecken ins Hotel Ayden By Best Western gingen wir erst einmal in einen Biergarten zum lecker Essen und den Tag mit einem hausgebrauten Bier zu beschließen.
08.07. Tag 2: von Biberach nach Kressbronn
Am nächsten Morgen starteten wir früh. Es waren noch gut 115km bis nach Lindau. Das zu erreichen schien uns schon sehr utopisch. Trotzdem beschlossen wir, so weit zu fahren wie es irgendwie ging. Zuerst war es noch recht kühl, der Tag versprach aber noch schön zu werden. Auf Komoot sah das Höhenprofil des Donau-Bodensee-Radweges ab hier anspruchsvoll aus und wir wurden nicht enttäuscht. Nach noch nicht einmal 10 Kilometern durften wir das erste Mal “kraxeln“. Und es hörte gefühlt überhaupt nicht mehr auf. Dafür gab es aber immer wieder schöne Ausblicke.
Wir fuhren über Fischbach und Bad Waldsee, Wolfegg und Kißlegg. Alles Orte von denen wir bisher wenig bis nichts gehört hatten. Die Wegführung war wunderschön. Es war abwechslungsreich, an Feldern und Wiesen vorbei, durch die hübschen Ortschaften, durch Wälder und an Bächen entlang. Auch wenn die Steigungen anstrengend waren, machte die wundervolle Landschaft es immer wieder wett. Erst nach mehr als 70 Kilometern machten wir unsere größere „Mittags“Pause in Wangen im Allgäu. Nachdem wir kurz durch die Altstadt gerollt sind, kehrten wir imStoffels im Stadtbräu ein.
Bewegte Bilder in unserem Youtube-Video 😊
Gegen 15 Uhr machten wir uns wieder auf, den etwas weiter wollten wir auf jeden Fall noch. Vielleicht sogar doch noch bis zum Bodensee? Die heftigen Anstiege lagen hinter uns, allerdings gab es immer wieder kleine, fiese aufs und abs. 100 Kilometer waren wir aber schließlich die letzten Jahre auch durch die Alpen gefahren. Wir gaben alles, was noch ging und hatten, als wir nach 103 Kilometern im nördlichen Gebiet von Kressbronn ankamen, hatten wir von unserer Unterkunft im Landgasthof zur Frohen Aussicht immerhin einen wunderschönen Blick auf den Bodensee.
Blick auf den Bodensee
Fazit: Der Donau-Bodensee-Radweg ist unbedingt empfehlenswert. Eine wunderschöne Wegführung, interessante Eindrücke rechts und links der Strecke und eine extrem gute Beschilderung zeichnen diesen Radweg aus. Man kann sich durchaus drei Tage Zeit nehmen ihn zu fahren, es lohnt sich unserer Meinung nach sehr.
Der dritte Tag führte uns von Magdeburg nach Brandenburg an der Havel. Es sollten laut Komoot knapp 97 Kilometer weitgehend flache Strecke sein. Die ersten 15 Kilometer fuhren wir an der Elbe bzw. dem auf dem Elberadweg. Auch danach ging es noch eine ganze Zeit parallel dazu weiter. Es gab eine sehr gute Beschilderung diverser Wege. vor allem den Elbe-Havel-Radweg begegneten wir permanent, fuhren aber kaum auf ihm. Es war eine merkwürdige Streckenführung und es gibt auch keine Beschilderung. Die fehlende Beschilderung liegt daran, dass es kein offizieller sondern ein sogenannter “Initiativradweg“ ist, wie man der Seite des „Radwegs Berlin-Amsterdam“ nachlesen kann.
Elbe-Havel-Kanal
Insgesamt war die Wegführung sehr abwechslungsreich, viel Wald, ruhige Straßen und immer mal wieder am Wasser entlang. Es war eine gute Gelegenheit den Osten Deutschlands im wahrsten Sinne des Worte zu erfahren. Orte wie Lostau, Burg, Gusen oder Genthin waren uns zumindest noch unbekannt.
Zum Ende des Tages fuhren wir noch an mehreren Seen entlang: den Großen Wusterwitzer See, den Möserscher See und den Breitling See. Diese ineinander übergehenden Seen waren wirklich sehr schön. Auch Brandenburg an der Havel gefiel ins sehr gut. Es gibt dort auch .eine hübsche kleine Altstadt Übernachtet haben wir im Sorat Hotel Brandenburg.
Am vierten und letzten Tag sollte es dann nach Berlin gehen. Knapp 90 Kilometer laut Komoot und wieder heißen Temperaturen lagen vor uns.
Von Brandenburg an der Havel bis nach Werder fuhren wir mehr oder weniger die ganze Zeit an der Havel entlang, was eine schöne Strecke war.
wunderschöner Weg
Ab Werder war eine Brücke gesperrt. das hieß entweder ca. 25 Kilometer Umweg oder 10 Minuten Zug fahren. Wir entschieden uns den Zug zu nehmen, was die Strecke abkürzte und uns fast direkt nach Potsdam brachte. Hier schauten wir uns erst einmal ausgiebig rund um Schloss Sanssouci um.
Wir überlegten kurz uns auch den Rest der Stadt anzusehen, verwarfen den Gedanken dann aber und fuhren durch Wannsee und denn Grunewald direkt nach Berlin hinein. Das Offizielle Ende beschlossen wir am Brandenburger Tor. Danach fuhren wir allerdings noch ein paar weitere Tage in Berlin herum.
Auf der Suche nach einer schönen Tour für die Woche vor Himmelfahrt entdeckten wir die Route Amsterdam-Berlin. Der Weg war leider ein „bisschen“ zu lang. Nach Krankheit und Bänderriss, dazu beide mitten in Weiterbildungen steckend, wollten wir aber unbedIngt die erste Tour des Jahres machen. Also kürzten wir die Strecke und starteten in Hannover.
leaving Hannover
Die erste Etappe hatten wir bis Braunschweig geplant. In Hannover ging es erst am Maschsee, später durch die Eilenriede (Hannovers Stadtwald) wunderbar grün los. Über Anderten und Lehrte, Peine und den Mittellandkanal blieb es flach und landschaftlich schön. Es ging an Feldern und durch Wälder, manchmal auch an der Straße entlang. insgesamt aber wirklich ein guter Weg. Nach gut 77 Kilometern erreichten wir Braunschweig.
Schloss-Arkaden Braunschweig
Am 2. Tag fuhren wir weiter von Braunschweig nach Magdeburg. Magdeburg kannten wir schon vom Elberadweg. Aber dies war ja schließlich eine andere Strecke. Geplante100 Kilometer und ein leichtes auf und ab. erwartete uns. Es war wolkig aber warm. Leider führte der Weg diesmal deutlich mehr an der Straße entlang. Dafür war es wieder wunderbar grün. Es ist erstaunlich wie sehr.
Über Königslutter an der Elm fuhren wir durch Helmstedt und dann über die frühere Deutsch-Deutsche Grenze. Weiter ging es durch die Hohe Börde bis schließlich nach Magdeburg.
Eine abwechslungsreiche und schöne Tour endete dort.
Nach dem wundervollen und erholsamen Pausentag in Grado sollte es für uns weiter gehen. Unser Ziel war Venedig. Allerdings entschieden wir uns gegen den direkten Weg in die Lagunenstadt. Vielmehr peilten wir zunächst den Festlandteil Mestre an. Geplant hatten wir den Weg in zwei Tagen zu fahren. Der erste und deutlich längere Teil führte nach San Dona di Piave. Die 97 Kilometer lange Strecke schien uns alternativlos zu sein. Leider hatten wir offensichtlich bei der Planung auf Komoot kein gutes Händchen. Zu 90% auf Straßen, die Autofahrer rücksichtslos, das wieder recht trübe Wetter tat das Übrige.
San Dona di Piave
Wir fuhren also und kamen irgendwann in San Dona an. Das Städtchen war allerdings besonders schön. Eine richtige Perle. Zunöchst ruhten wir uns ein wenig in unserem Hotel Locanda al Piave . Gegen Abend war es auch wieder trocken und wir konnten ims nich ein wenig im Ort umsehen und lecker essen gehen. Später, auf dem Weg zurück ins Hotel, kamen wir sogar noch in den Genuss einer kostenlose Oper- Open Air Aufführung auf dem Marktplatz. Der Tag hätte wesentlich schlechter enden können.
San Dona di Piave by night
Nach einer ruhigen Nacht in San Dona di Piave ging es auf die (wirklich) letzten 37 Fahrradkilometer nach Mestre Venezia. Die Strecke war insgesamt deutlich schöner als am Vortag. Teilweise ging es an der Laguna di Venezia entlang. Der Blick aufs Meer machte auch bei bedecktem Himmel wieder mehr Spaß. Dazu war das Ziel quasi schon im Blick. Auch wenn Venedig an sich nicht zu sehen war. Mestre an sich hat uns sehr gut gefallen. Auf dem Weg in die Innenstadt, wo unser Hotel Al Vivit lag, kamen wir durch einen Park, in dem gerade ein Street-Food Festival für den Abend aufgebaut wurde. Da war unser Abendprogramm schon sicher.
Mestre
Cocktails auf dem Street Food
Am nächsten Tag fuhren wir dann ganz Touri-mäßig mit der Bahn in rund 10 Minuten nach Venedig.
vom (für uns) nicht so schönen Ort Gemona del Friuli sollte es auf knapp 100km endlich ans Meer, bzw. die Adria gehen. Die ersten zwei Stunden war es nich recht bergig. Und wolkig. Dicke fette Wolken hingen am Himmel, was die Landschaft nicht schöner machte. Trotzdem war die Stimmung gut, denn der Wetterbericht hatte gegen Mittag Besserung in Aussicht gestellt und die Vorfreude aufs ankommen in Grado tat ihr übriges.
Nach knapp 40 Kilometern erreichten wir Udine. Obwohl es sicherlich nach allem was wir sehen konnten eine hübsche Stadt ist, hielten wir uns nicht lange auf. Die Sinne war inzwischen herausgekommen und es wurde warm bis heiß. Wir wollten ankommen. Trotzdem mussten wir natürlich auch irgendwann mal eine Pause machen. Am frühen Nachmittag erreichten wir das Städtchen Palmanova. Die Besonderheit: Palmanova ist sternförmig angelegt. Im Mittelpunkt ist der grandiose Marktplatz, an dem wir dann auch unsere wohlverdiente Pause machten. Bei knapp 30 Grad, strahlend blauem Himmel und eben diesen Wahnsinnsplatz im Blick.
Marktplatz in Palmanova
Aber auch die schönste Pause musste irgendwann zu Ende sein. Immerhin mussten wir noch an die 33 Kilomter fahren. Also rauf auf die Räder, eine Abschlussrunde um den Platz und wieder rein in die Landschaft. Die war dann wiederum sehr schön. Wir fühlten uns an die Toskana erinnert, waren aber tatsächlich immer noch im Friaul. Die Hitze wurde immer noch stärker. Die Sonne brannte und es wurde etwas zäh. Aber dann, fast plötzlich sahen wir das Wasser. Es war schon auf der Navigation zu sehen, dass wir über einen 4 Kilometer langen Damm fahren würden. Wie es dann aber tatsächlich war, ließ s natürlich nicht voraussehen. Schön war es, wirklich schön. Die letzten Kilometer über den Damm und in Grado waren dann auch von einer Leichtigkeit, die dem stolzen Ankommen nach dieser doch nicht einfachen Tour des Alpe-Adria-Radweges geschuldet war.
Damm nach Grado
Wir starteten vor einer Woche in München. Fuhren in Salzburg auf den Alpe-Adria-Radweg, über harte Anstiege, durch dunkle Tunnel, ins mediterrane Kärnten, über die italienische Grenze und schließlich bis an die Adria. Es war wundervoll, anstrengend und lehrreich. Und es war nicht das Ende dieser Tour. Aber erst einmal gab es einen Pausentag in Grado.
Sonnenuntergang an der Adria
Altstadt von Grado
Yachtahafen in Grado
Fakten zu Grado: Die Stadt liegt auf einer Insel am Rande des Golfs von Venedig. Sie hat einen langen schönen Sandstrand, einen Yachthafen und eine sehr hübsche Altstadt. Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt.
Nach einem tollen Tag in Villach, bestehend aus Fahrradpflege, Kaffee trinken und viel umschauen, wollten wir dann aber doch weiter. Weiter in den Süden, endlich nach Italien und ein Stück näher an die Adria. Der Tag versprach einen langen aber gemäßigten Anstieg über die ersten 35 Kilometer der Strecke, dann aber nichts mehr. Aber immerhin geplante gut 100km bei angesagten 30 Grad. So rollten wir aus Villach heraus und freuten uns über das spätere Ankommen irgendwo in Italien. Den Osten Italiens kennen wir beide gar nicht und so freuten wir uns darauf, an jeder Ecke etwas neues zu entdecken.
Der Anstieg hielt sich wirklich in Grenzen und der Blick aufs Alpenpanorama war immer noch wunderschön. Es ging durch kleine Orte, durch Wald und auch mal an der Straße entlang. Nach gut 35 Kilometer erreichten wir die Grenze zu Italien und fast gleichzeitig ging es wieder Bergab. Genauso lang und moderat und es war wirklich ein entspanntes Fahren. Der Radweg auf italienischer Seite war sehr gut ausgebaut und machte einfach nur Spaß. Und es wurde wirklich noch schönes, denn es ging auf einem alten Bahntrassenweg weiter. Über Brücken, durch kleine Tunnels und immer wieder gab es in den Orten noch alte Bahnhofsgebäude und Bahnsteigkanten. Der Höhepunkt war dann (passend um die Mittagszeit) ein solches Gebäude, das zu einem Café unbebaut wurde. Sehr touristisch natürlich aber auch sehr cool.
Bahnhof: Fahrradraststätte
Wir waren wirklich komplett verzaubert von der schönen Kulisse durch die wir fuhren. Es ging die meiste Zeit an der Fella entlang durchs Friaul. Und es war ein Traum, das lässt sich nicht oft genug wiederholen. Mit der schönste Weg, den wir je gefahren sind. Am Nachmittag erlebten wir noch ein kleines Abenteuer: durch eine Baustelle und eine Umleitung, die uns komplett in die Irre führte mussten wir mehrere Kilometer durch eine Schotterstrecke am Berg entlang fahren ( die noch dazu hinter einem Schild: keine Durchfahrt! lag). Aber was sollte es, Kilometerweit zurückfahren und den richtigen Weg suchen hatten wir nach 75km auch keine Lust mehr. 😎
Nach 102 Kilometern und Gang knapp vor einem Sommerregen rüberreichten wir das Ziel des Tages: Gemona der Friuli. Ein hübsch gelegener Ort mit überschaubaren Übernachtungs- und Essensangeboten. Nach einem kleine Spaziergang durch den Ort an mehreren geschlossenen oder für uns nicht attraktives Restaurants entschieden wir uns im Hotel zu essen und hatten einen sehr italienischen Abend.
Fakten: Gemona der Friuli hat eine sehr schöne Altstadt mit einem Dom aus dem 13. Jahrhundert. Es liegt quasi am Berg, was es sehr hügelig macht. Der Ort wurde bei einem starken Erdbeben 1976 sehr stark beschädigt.
Am vierten Tag auf dem Alpe Adria Radweg waren die dunklen Wolken wieder da. Es regnete schon als wir aus dem Hotel kamen und die Wettervorhersage versprach noch mehr davon. Es schien aber eine Lücke zu geben und wir radelten ganz optimistisch los. Für diesen Tag hatten wir uns Villach als Ziel vorgenommen, was eine 107 Kilometer Tour versprach. Erstmal ging es noch etwa 20 Kilometer weiter nach oben, wie schön. Zunächst nach Bad Gastein und von dort nach Böckstein zur Autoschleuse Tauernbahn. Dies ist ein Zug, der durch den Berg ca. 7 Kilometer nach Mallnitz führt. Neben dem Auto- und Motorrad Transport werden natürlich auch Fahrräder und Fußgänger mitgenommen. Nachdem wir im Warteraum die nassen gegen trockene Klamotten gewechselt haben ging es auch schon los.
Am Bahnhof Mallnitz angekommen ging es erstmal kilometerweit Bergab….herrlich!!! Und es war nicht nur trocken sondern wurde sogar sonnig. Wir waren in Kärnten. Im Tal folgten wir mal wieder einem Fluss: der Möll. Nach den letzten Tagen mit extremen aufs und abs war es jetzt fast flach. Auf der Möll waren jede Menge Gruppen in Rafting Booten unterwegs, die wir immer wieder sahen. Die hatte offensichtlich auch ihren Spaß. Nach einer kurzen Pause am Ufer der Möll fuhren wir weiter durch die herrliche Landschaft.
Die Möll kurz vor dem Fließen in die Drau
Die Möll floss in die Drau und wir wollten in Spittal an der Drau eine (schon fast späte) Mittagspause machen. Kurz vor Spittal zogen auch schon wieder dunklere Wolken auf, so dass es auf jeden Fall passte. Außerdem hatten wir schon wieder 70 Kilometer in den Beinen. Eigentlich hatten wir beide in Erinnerung, dass Spittal sehr schön sein soll. Wir hatten während der Planung sogar in Erwägung gezogen dort einen Pausentag zu verbringen, uns dann aber für Villach entschieden. Was wir in und von Spittal sahen war eher ernüchternd und nicht besonders schön. Dazu waren noch die wenigen Gaststätten, die wir fanden entweder geschlossen oder schlossen bald. Ja, es war fast 14 Uhr, aber etwas zu Essen in gemütlicher Atmosphäre sollte uns doch wohl gewährt werden. Wurde nicht. So kehrten wir nach sinnlosen herumgefahre schließlich in einem Subway im Industriegebiet ein. Essen ja, gemütlich nein. Es regnete dann auch noch. Naja, die letzten 40km wollten wir uns doch nicht versauen lassen, was aber leichter geschrieben als in die Tat umgesetzt war. Regen, aufgeweichte Kieswege, Matschpfützen durch Wälder….es gibt schöneres. Das schönste war am Ende das Ankommen in Villach.
Villach gefiel uns richtig gut und wir freuten uns auf auf den kommenden Pausentag.
Ein paar Fakten: Villach liegt an der Drau und ist die zweitgrößte Stadt Kärntens. Durch die Nähe zu Slowenien und Italien herrscht eine fast mediterrane Kultur. Die Straßen der Altstadt sind interessant gestaltet mit verschiedensten Deko-Elementen. Auch gibt es viele schöne kleine Läden.
Tag 2 auf dem Weg von München nach Venedig. Ganz genau müsste es heißen: immer noch auf dem Weg zum Beginn des Alpe Adria Radwegs, den wir ja eigentlich fahren. So oder so, nach einem liebevollen Frühstück in Bernau am Chiemsee rollten wir morgens gegen 9 Uhr los in Richtung Salzburg. An diesem Tag versprach das Höhenprofil der Strecke einen Berg hoch und wieder runter zu fahren. Nun ja, so ähnlich war es dann auch. Die dunklen Wolken waren wieder ein treuer Begleiter und wir rechneten jederzeit mit einem erneuten Regenguss, obwohl es laut Wetterradar trocken bleiben sollte.Die Landschaft war weiterhin hügelig, grün und schön. Wir lieben es einfach am Alpenrand entlang zu radeln. Ab und an blitzte sogar mal der blaue Himmel durch.
Wir kamen durch kleine Orte wie Grassau, Bergen und Siegsdorf. In Teisendorf machten wir Mittagspause im Biergarten des zünftigen Braugasthof „Alte Post“. Sogar ein Schwatz mit Einheimischen war dabei, naja, sofern wir überhaupt etwas verstanden so als Nordlichter im tiefsten Bayern.
Ankunft in Salzburg
Frisch gestärkt ging es dann in Richtung Österreichische Grenze. Die Sonne kam immer mehr heraus, es war wirklich war. Selbst die dunklen Wolken, die immer mal wieder zu sehen waren machten uns keine Angst mehr. Wir fuhren über Schotterwege, Felder und Wälder und immer wieder kleine Dörfer. Und ja: es ging zwischendurch so richtig hoch und runter. Da war dann doch zu merken, dass wir in die Alpen hinein fuhren. Anstrengend immer wieder, aber sehr schön wenn man oben ist. 😀 Außerdem hatten wir sowieso nur eine relativ kurze Strecke, da wir am ersten Tag ja etwas weiter gefahren sind. So erreichten wir schon am frühen Nachmittag die schöne Stadt Salzburg. Wir suchten uns eine Übernachtungsmöglichkeit und fanden etwas, das wirklich außergewöhnlich war: das „Gästehaus im Priesterseminar“. Ein ehemaliges Kloster, das zum Hotel umgebaut wurde. Was für ein Bau! Und das auch noch mitten in der Innenstadt.
Gästehaus im Klosterseminar
Uns blieb nach dem einchecken noch etwas Zeit um in der City spazieren zu gehen. Zum Abschluss des Tages gönnten wir uns ein leckeres Essen im Restaurant „Zum fidelen Affen“. Ein Besuch in einer winzigen Weinbar rundete den Abend fantastisch ab und wir fielen reichlich müde und vielleicht etwas weinselige ins Bett.
Die Mozartstadt Salzburg liegt an der Salzach. Der Fluss verläuft mitten durch die Stadt. Bekannte Sehenswürdigkeiten sind die Festung Hohensalzburg, Schloss Mirabell und Schloss Hellbrunn sowie natürlich Mozarts Geburtshaus. Die bekannten Mozartkugeln bekommt man hier an jeder Ecke. Funfact: die original Mozartkugeln sind die silber-blauen der Konditorei von Fürst. Allerdings sind die einzigen in Salzburg hergestellten wiederum die rot-goldenen vom Mirabell.
Schöne nicht zu lange Tour mit genug Zeit für einen kleine Bummel durch Salzburg. Sehr angenehm für den zweiten Tourtag.