Via Claudia Augusta Juli 2020
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Nie mehr erster Gang oder wie wir den Reschenpass verflucht haben

strahlend blauer Himmel in Österreichs Alpen
Guten Morgen Österreich

Die wirklichen schweren Teile unserer Alpenüberquerung haben wir heute gemeistert. Der Reschenpass war sicherlich der körperlicher Höhepunkt, die Tour von Imst nach Nauders bot aber auch ansonsten große sportliche Herausforderungen, die wieder einmal im Wechsel atemberaubende und idyllische Passagen auftraten.

Schöne Strecke mit dem Höhepunkt Reschenpass

Der Streckenverlauf ist einfach zu erklären. Die Gesamtstrecke war etwa 70km und endete quasi mit dem Rechenpass.

Gegen Nachmittag waren Gewitter angesagt und so sind wir schon um 7:30 Uhr gestartet, um im Trockenen anzukommen. Der Weg führte zunächst parallel zur Autobahn, aber in einem so großen Abstand, dass wir diese gar nicht wahrnahmen. Im Gegenteil: Es war ein gut asphaltierter Weg an schönen Landschaften und durch urigen und touristischen Orten.

Eine idyllische Hütte vor einem Bergpanorma
Wieder eine traumhafte Kulisse

Schon nach 10 km kamen kleine, fiese Steigerungen, die komischerweise bis zum Ende der Tour immer größer und kraftverbrennender wurden. Zum Anfang war das aber überhaupt nicht schlimm, weil der Weg einfach toll war.

Die Inn schlingert sich durch die Alpen
Heute begleitete uns der Inn

Einziger Wermutstropfen war der Schiss um das Wissen, zum Ende kommt der Reschenpass. Eine Stelle, an der wir innerhalb von 6,5 km 500 Höhenmeter überwinden mussten und uns sicher an die Grenzen bringen würde.

Breite Straße in den Alpen
Kräftezehrender Weg auf Schweizer Seite

Eine Viel-Länder-Tour

Weitere Besonderheit heute war noch, dass wir zwar in Österreich gestartet und in ebenfalls in Österreich unser Ziel erreichten, zwischendurch aber durch die Schweiz einige Kilometer fuhren. Diese Durchfahrt war unmittelbar vor dem Reschenpass. Laut Höhenprofil unserer Navigation sollte in der Schweiz eine kleine Steigerung sein. Tatsächlich war diese jedoch für mich zermürbend. Über 5 km ging es stetig bergauf. An jeder Kurve erhoffte ich das Ende. Es ging aber immer weiter. Puh! Am Ende der anschließend kurzen Abfahrt war die Talstation des Reschenpasses, die zugleich auch Grenze zwischen der Schweiz und Österreich ist. Wir machten erst einmal Einkehr. Ich war sowas von fertig, so dass ich ernsthaft überlegte, den Reschenpass mit einem Bus (mit Fahrradmitnahme) zu nehmen. Daniela erstickte meine Überlegungen im Keim. „Das schaffen wir sicher und wenn wir schieben und 10.000 Pausen machen.“

Ein Blick von hoch oben ist die Belohnung für die Anstrengung am Reschenpass
Blick auf die Talstation bei Kehre 7

Unsere heutige Herausforderung: Der Reschenpass

Dann ging es los: Serpentinen mit insgesamt 11 Kehren, die sinnigerweise ausgeschildert waren. Nummer 11 war der Anfang, Nummer 1 markierte die letzte Kehre. Der Anfang bis zur Kehre 11 war schon so dermaßen lang, dass ich überlegte, umzukehren. Der Bus würde sicher bald starten und uns komfortabel zu unserem Ziel bringen. Wir hatten sicher auch ohne diesen blöden Pass genug geleistet. Dank eines Mixes aus Wasser, Gatorade und Kochsalz (mein Geheimtipp gegen Krämpfe) ging es dann irgendwie zur Kehre 11. Ich dachte, wie es sich schließlich für anständige Serpentinen gehört, folgen nun im guten Abstand von 200m die nächsten Kehren. Weit gefehlt. Nach Kehre 11 folgte die nächste endlos lange und endlos steile Strecke. Danach gab es dann tatsächlich von 10 zu 9 eine kürzere Strecke, aber nur um mir Hoffnung für den weiteren Verlauf zu geben, die dann kaltherzig nicht eingehalten wurde. Nach zahllosen weiteren Enttäuschungen 1,5 Liter Getränk und einigen Pausen erreichten wir tatsächlich Kehre 4. Ich war richtig am A….äh ich war richtig kaputt. Umkehren war an dieser Stelle aber auch irgendwie doof. Also weiter durch Kehre 3, 2 und 1. Ich kannte diesen Pass. Sicher folgten nun noch 2-3 km Steigung ohne Kehre bis zum Gipfel. Daniela rief 300m nach der letzten Kehre von hinten „da vorn ist der Gipfel“. Ich sah da zwar auch eine vielversprechende Stelle in weiteren 300m, aber sicher folgte da eine weitere Steigerung. Dieses Mal tatsächlich nicht!

Ich konnte es nicht fassen. Wir hatten nicht nur den Tag und diesen gottverdammten Reschenpass geschafft, sondern auch die größten Steigerungsherausforderungen hinter uns gelassen. Jetzt glaube ich wirklich daran, dass wir den Gardasee erreichen und damit unsere Alpenüberquerung gelingt. Schon ein Gefühl von Stolz.

Jetzt sitzen wir hier im Hotel in Nauders. Mittlerweile hat es stark angefangen zu regnen. Unser Wetterglück hält an. Am Reschenpass hat es zwar angemessen kräftig gedonnert und gaaaanz leicht gerieselt, das Wetter war aber auch am heutigen Tag toll. Vielleicht nur ein bisschen warm. Alles besser als Regen. Nur nebenbei bemerkt: Fleißig wechseln sich mein linkes und rechtes Bein mit Krämpfen. Egal, das ist es mir wert.

Schöner Blick auf das Örtchen Nauders
Blick vom Hotel auf Nauders

Morgen machen wir jetzt erst einmal einen Belohnungs-Pausentag.

Wie immer, die Tour im Überblick:

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