In Hessen gestartet, kurz in Nordrhein-Westfalen gefahren und in Niedersachsen angekommen. Alle verband eine Sache: Die Weser. Die Wetterprognose war so düster wie nie zuvor. Immer wieder sollten Schauer unsere Fahrt beschweren. Das Streckenprofil sah in der Vorschau harmlos aus. Bei ähnlichen Vorschauen erlebten wir aber schon unser Blaues Wunder, aber der Reihe nach.
Der Himmel grau, die Straßen feucht. So starteten wir mit den größten Befürchtungen und unsere Regenklamotten parat heute Morgen. In den letzten Tagen begegneten uns immer wieder drei E-Bike-Fahrer, die eine viertägige Kumpeltour unternahmen. Entweder trafen wir sie während einer Pause oder sie überholten uns. Wir unterhielten uns und frotzelten über die Nutzung von E-Bikes, ob es nun clever sei oder ein Indiz vorzeitigem Alterns. Heute Morgen staunten wir nicht schlecht, als wir sie in unserem Hotel trafen. Zufälle gibts. Wenn Ihr das hier lest, dann schöne Grüße an Euch. Im nächsten Graben werdet Ihr landen, wenn Ihr es wagt und irgendwann noch einmal zu überholen.
Trotz drohenden Regens war es angenehm warm. Wir starteten bei herrlichen 15 Grad und ohne Steigungen. Es hätte so schön werden können. Dank der vielen Kilometer in den Beinen, konnten wir ganz leicht die Strecke bewältigen und, man mag es kaum glauben, nach einer halben Stunde kam statt Regen die Sonne heraus, die uns den ganzen Tag nicht mehr verließ. An dieser Stelle wiederhole ich mich gern, dass wir riesiges Glück mit dem Wetter haben. Überall wo wir auftauchen, wird uns gesagt, dass bis gestern schlechtes Wetter war, aber nun die Sonne scheine. Wenn Engel reisen (ich klopfe gerade in diesem Moment dreimal auf dem -eigentlich aus Kunststoff hergestellten, aber jetzt gedanklich hölzernen- Tisch.
Kurzum: Es war heute eine sensationell ruhige Tour, die mit 90 Kilometern in Hameln endete.
Neben den schon in den letzten Tagen dargestellten sanften Bergen am Wasser, die heute schon mit flacheren Land begleitet worden, haben wir heute die Städte Holzminden und eben Hameln als Ziel erlebt.
Holzminden, zumindest das, was wir davon sahen, ist wenig spektakulär. Die Innenstadt leidet an dem schon in Kleinstädten üblichen Auflösungserscheinungen. Die äußeren Bereiche haben einen hohen Laden-Leerstand, die Geschäfte aus dem Innenbereich schreien förmlich bis auf wenige Ausnahmen nach Modernisierungen. Ich konnte wirklich nicht erkennen, was Holzminden attraktiv und besuchenswert macht.
Hameln hingegen, dass ich aus einem beruflichen Besuch schon kannte, überraschte mich vollends. Für eine knapp unter 60 Tausend zählende Stadt, verfügt Hameln über eine kolossale Innenstadt, sowohl mit vielen historischen Bauten, wie auch einer belebten Geschäftevielfalt. Was ich städteplanerisch auch spannend fand: Hameln ist es gelungen, den unmittelbaren Randbereich in die Altstadtstruktur zu integrieren. Während in anderen Städten, dunkle Viertel oder stark befahrene Straßen angrenzen, ist in Hameln das infrastrukturelle Backoffice an die unmittelbare Innenstadt angeschlossen. Hier findet man neben Plätzen zum ausruhen, ruhige Hotels, Schneider und ähnliche Dienstleistungen, die eben nicht in den Fußgängerzonen üblicherweise zu finden sind. Also mein Kompliment an Hameln. So muss Stadt sein.
Unser Hotel ist so ein kleines, niedliches Hotel im Hintergrundbereich der Fußgängerzonen. Es heißt Hotel La Principessa. Es ist liebevoll in einem recht neuen Gebäude eingerichtet. Mal schauen, wie das Frühstück ist. Derzeit verweilen wir in einem mexikanischen Restaurant namens Mexcal. Das Essen ist gut, ohne eine Begeisterung hervorzurufen.
Traditionell hier das Profil unserer Etappe: